Donnerstag, 24. Juli 2008

Flickenteppich Forschung

Forschung ist immer noch zu stark auf den nationalen Rahmen beschränkt. Aus diesem Grund hat EU-Forschungskommissar Janez Potocnik jetzt ein neues Konzept zur Bündelung der Programmplanungen im Wissenschaftsbereich vorgeschlagen: Herausforderungen wie Lebensmittelsicherheit, Gesundheit, Klimawandel und Energieversorgung seien grenzübergreifend, daher sollte diesbezügliche Forschung gemeinsam anstatt auf einzelstaatlicher Ebene durchgeführt werden.

In dem Kommissionspapier »Gemeinsame Planung der Forschungsprogramme: bessere Bewältigung gemeinsamer Herausforderungen durch Zusammenarbeit« ist unter anderem von einem Beispiel die Rede, das die Folgen der bisherigen zersplitterten Politik verdeutlicht, nämlich die Zunahme von Patienten, die an der Alzheimer-Krankheit und anderen Formen der Demenz erkranken. Potocnik kritisiert neben der fehlenden Vorsorge die Tatsache, dass die öffentlichen Mittel, die in Europa für die Alzheimer-Forschung bereitgestellt werden, im Vergleich zu den in den USA verfügbaren Mitteln extrem gering seien. Außerdem gebe es keine bedeutende institutionelle Stelle für die Alzheimer-Forschung in Europa. In den Vereinigten Staaten würden die Forschungsaktivitäten in diesem Bereich in zwei Instituten konzentriert, in Europa werden hingegen die Ressourcen von zahlreichen und vielfältigen Förderstellen in allen 27 EU-Mitgliedstaaten bereitgestellt.

Potocnik sieht in der Zunahme von Demenz-Erkrankungen eine besondere Herausforderung: Unter den Über-65-Jährigen erkrankt eine von 20 Personen an Demenz. Die Anzahl der Europäer, die an Demenz leiden – 50 bis 70 Prozent davon Alzheimer-Patienten – beträgt etwa 5,5 Millionen. Die Kommission schätzt, dass diese Zahl bis 2040 auf 10,7 Millionen ansteigen dürfte.

Heute werden insgesamt 85 Prozent der öffentlichen Forschung auf nationaler Ebene geplant, finanziert, überwacht und evaluiert, heißt es in dem Bericht. Weniger als sechs Prozent der gesamten Forschungs- und Entwicklungsinvestitionen und nur 15 Prozent der öffentlich finanzierten nichtmilitärischen Forschung in Europa (zehn Prozent davon entfallen auf zwischenstaatliche Einrichtungen bzw. Programme, fünf Prozent auf das Rahmenprogramm) werden im Rahmen einer Kooperation länderübergreifend finanziert. Trotz der Bemühungen um die Lösung dieses Problems zeige sich die europäische Forschungslandschaft nach wie vor »stark zersplittert«.

Der EU-Kommissar schlägt vor, dass sich die Mitgliedstaaten künftig auf zentrale Herausforderungen konzentrieren, auf eine gemeinsame Perspektive einigen und dann einen Forschungsplan entwerfen. Eine solche Gemeinschaftsinitiative könnte die Bedeutung eines Rahmenprogramms erlangen und die Forschungsansätze europäischer gestalten. Außerdem führe eine koordinierten Zusammenarbeit zu einer effizienteren Ressourcennutzung und Fortschrittsüberwachung. Potocnik betonte jedoch, dass es sich hierbei um einen freiwilligen Prozess handele, in dem nicht alle an jeder Initiative mitwirken müssten.

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