Mittwoch, 3. Mai 2006

eCall soll für weniger Verkehrstote sorgen - EU-Parlament stimmte für neues Notrufsystem

In seltener Einmütigkeit hat das Europaparlament für die Einführung des bordeigenen eCall-Notrufsystems gestimmt. Es beruht auf der EU-weiten Notrufnummer 112 und soll spätestens Ende 2009 Standardausstattung in neuen Pkw und Lkw werden.

43 000 Menschen verunglückten im Jahr 2004 in der EU im Straßenverkehr tödlich. Mit eCall könnten »jährlich 2500 Leben gerettet und schwere Verletzungen um etwa 15 Prozent gesenkt werden«, heißt es in einem Bericht des Europaparlaments. Die Reaktionszeit könnte bei Unfällen in städtischen Gebieten um rund 40 Prozent und im ländlichen Raum um etwa 50 Prozent gesenkt werden. Summa summarum ließen sich die »externen Kosten des Straßenverkehrs« um jährlich 26 Milliarden Euro reduzieren.

Das eCall-System, das mit Sensoren am Airbag und an der Knautschzone ausgerüstet ist, kann bei einem Verkehrsunfall einen Notruf an eine Zentrale absetzen, die in kürzester Zeit den genauen Ort ermitteln kann. Bei einem Unfall öffnet sich der Luftsack und sendet automatisch ein Signal. Außerdem kann der Fahrer den Notruf manuell tätigen.

Helmuth Markov von der Linken Fraktion im Europaparlament sieht in dem Notrufsystem »einen wichtigen Beitrag« zur Erreichung des EU-Zieles, die Zahl der Verkehrstoten bis 2010 zu halbieren. SPD-Verkehrsexperte Ulrich Stock-mann bezeichnete das Projekt als »Gewinn für die Sicherheit der Bürger«; Dietmar-Lebrecht Koch (CDU) hofft auf eine »Selbstverpflichtung der Fahrzeugindustrie«.

Einzig die Grünen stimmten gegen den Bericht. »Wir haben ein Zeichen gesetzt gegen die Tendenz des Parlaments, elektronische Notfalltechnologie statt effektivere und preiswertere Maßnahmen zur Vermeidung von Straßenverkehrsunfällen zu fördern«, begründete deren verkehrspolitische Sprecherin, Eva Lichtenberger. Das Parlament weigere sich, die Verantwortung für die Hauptursachen schwerer Verkehrsunfälle zu übernehmen – sie werden zu mehr als 50 Prozent durch überhöhte Geschwindigkeit und Alkohol am Steuer verursacht. eCall bedürfe keiner Regelung der EU; die Entscheidung treffe der Autofahrer.

Trotzdem wird das System europaweit eingeführt werden – was nicht ohne Schwierigkeiten ablaufen dürfte: EU-Verkehrskommissarin Viviane Reding bemängelt die »schleppenden Fortschritte in den Mitgliedstaaten« und forderte die nationalen und regionalen Regierungen auf, endlich die erforderlichen Strukturen zu schaffen.

Erste Erfahrungen macht derzeit die Automobilindustrie mit einem von PSA Peugeot Citroën vorgestellten SOS-System. Seit August 2005 bieten die Franzosen ihren Kunden ein kostenfreies Notrufsystem an. Ein rund um die Uhr besetztes Callcenter erhält per SMS eine Unfallinformation und kann binnen kürzester Zeit den Unfallort ermitteln und Kontakt mit dem Fahrer aufnehmen.

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