Freitag, 11. Mai 2007

Boomende Geschäfte


Erstmals hat Brüssel eine Strategie vorgeschlagen, die eine Verbindung von Kultur und Ökonomie schafft.

Die Kritik des deutschen Kulturstaatsministers Bernd Neumann zu Jahresbeginn war deutlich: Das kulturell-kreative Potenzial Europas sei leider bei der Formulierung der Lissabon-Strategie »nur wenig oder gar nicht berücksichtigt worden«, klagte er im Brüsseler Kulturausschuss. Und forderte, mit einem »lang gepflegten Vorurteil Schluss zu machen« – dass Kultur immer nur Geld kostet.

Der Minister konnte sich auf eine von der EU-Kommission im November 2006 vorgestellte Studie berufen. 5,8 Millionen Beschäftigte erwirtschafteten 2003 rund 654 Milliarden Euro in den verschiedensten Kulturbereichen. Sie leisten einen Beitrag zur Wirtschaft in Europa, der höher ist als jener der Ernährungsbranche (1,9 Prozent).

Die EU-Kommission hat nun am Donnerstag eine Mitteilung zur Rolle der Kultur in einer globalisierten Welt vorgestellt, die ausdrücklich auf den Zusammenhang zwischen Kultur und Wirtschaft hinweist. Eine Kultur-Agenda soll nach den Worten der Kommissare Jan Figel und Louis Michel außerdem dazu beitragen, die kulturelle Vielfalt innerhalb Europas zu fördern und sich durch einen intensiven interkulturellen Dialog vor allem auch den Entwicklungsländern zu öffnen. Als Anschubfinanzierung will die EU zur Intensivierung solcher Projekte mit den AKP-Staaten rund 30 Millionen Euro von 2007 bis 2013 bereitstellen. Außerdem verwies Figel darauf, dass die Mobilität der Kunst auch eine Mobilität der Künstler erfordere.


Wie weit jedoch Anspruch und Wirklichkeit schon in Europa auseinanderfallen, zeigt ein Bericht der französischen Orchester-Dirigentin und Europaabgeordneten Claire Gibault. Das Papier zum sozialen Status von Künstlern beschäftigt sich kritisch u.a. mit deren Niederlassungsfreiheit und der Arbeitnehmerfreizügigkeit. So war die liberale Politikerin in Europa immer wieder auf Visa-Probleme gestoßen. Auch seien zwar überall Sozialversicherung, Rentenbeiträge und manchmal auch Arbeitslosenversicherung einbezahlt worden, doch die »daraus resultierenden Rechte wurden oft nicht ins Heimatland übertragen«.

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