Donnerstag, 9. Oktober 2008

Leipzig in EU-Wohlfühlspitze dabei

Das statistischen Amt der EU, Eurostat, untersuchte die Lebensqualität in 321 europäischen Städten. Besonders wohl fühlen sich der Umfrage zufolge die Leipziger.

Über 420 000 Datensätze zu den Themenbereichen Alterung der Bevölkerung, Migration, Wohnen und Umwelt haben die europäischen Statistiker zusammengetragen, um ein halbwegs zutreffendes Bild von der Lebensqualität in den Städten zu erhalten. Solide Informationen wären der Ausgangspunkt für eine gute Politik, sagte die zuständige EU-Kommissarin Danuta Hübner. Sie wären ein wichtiges Instrument im Rahmen der Kohäsionspolitik und der Strategie für Wachstum und Beschäftigung und könnten helfen, Maßnahmen und Investitionen besser am Bedarf auszurichten.

Als eine der Erkenntnisse verkaufte Hübner die Tatsache, dass in vielen Städten, vor allem in Zentral- und Osteuropa, die Bevölkerung abnehme. So sei in Rumänien in 13 der 14 betrachteten Städte die Einwohnerzahl im Vergleich zum Landesdurchschnitt, der selbst im Zeitraum 1996 bis 2004 gesunken sei, rückläufig. Dies lässt sich mit der Abwanderung ins Ausland und dem Umzug aus den Innenstädten in die Vororte erklären, sagte Hübner.

Das Städteaudit mache aber auch deutlich, dass anderswo die Einwohnerzahlen in den letzten Jahren beträchtlich gestiegen seien, vor allem in Palma de Mallorca (Spanien), Galway (Irland), Kalamata (Griechenland) und Oulu (Finnland). Eine Erklärung hierfür sei die Zuwanderung aus anderen Mitgliedstaaten und aus Ländern außerhalb der Union, meinte die Kommissarin.

Die Muster der städtischen Bevölkerungsentwicklung in Westeuropa werden in dem EU-Bericht als »komplex und vielfältig« beschrieben. Zumeist überschneiden sich Bevölkerungswachstum, Stagnation und Rückgang innerhalb des nationalen städtischen Systems. So sei in den Niederlanden die Entwicklung positiv einzuschätzen, während in Belgien »städtische Gebiete sowohl Wachstum als auch Stagnation zu verzeichnen hatten«. Ein ähnliches gemischtes Bild zeichnete Hübner für Frankreich und Deutschland: Vor allem städtische Zentren in der ehemaligen DDR büßten oft einen erheblichen Bevölkerungsteil ein.

Die Unterschiede in der Arbeitslosenquote sind zwischen den einzelnen Vierteln einer Stadt oft größer als zwischen den Städten und Regionen in der Union selbst, heißt es in dem Papier. Hübner nannte als Beispiel die Städte Hamburg, Athen und Bratislava, wo die Arbeitslosenquote in bestimmten Stadtteilen besonders hoch sei. Als Maßnahme auf europäischer Ebene versuche die Kommission, eine »Gettoisierung« zu verhindern. So werden in den Jahren von 2007 bis 2013 rund 6,3 Millionen Euro aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) in die Sanierung des Hamburger Stadtteils Wilhelmsburg investiert.

Riesige Unterschiede offenbaren sich auch im Bereich Umwelt. Eine Erkenntnis ist beispielsweise, dass einige Städte – wie Dresden und Frankfurt am Main – ihren Müll zu fast 80 Prozent recyceln. Brüssel dagegen verbrennt mehr als 90 Prozent seiner Abfälle. Von 180 Städten, für die entsprechende Daten vorlagen, entsorgen 67 mehr als 80 Prozent ihres Mülls noch in Deponien. Die Kommission will diese Städte bei der Suche nach Lösungen unterstützen, kündigte Hübner an. Im Rahmen entsprechender Programme sollen von 2007 bis 2013 mehr als 6,2 Milliarden Euro in Projekte zur Entsorgung von Haus- und Industriemüll fließen.

Leipzig liegt übrigens in der Gunst seiner Menschen weit vorn: Eine Meinungsbefragung zur Lebensqualität in 75 europäischen Städten ergab, dass sich die Menschen in Leipzig nach Groningen (Niederlande) und Krakow (Polen) mit dem Leben in ihrer Stadt besonders zufrieden zeigen. Auf dem ersten Platz rangieren die Sachsen sogar bei der Frage, ob sich in ihrer Stadt leicht eine Wohnung zum vernünftigen Preis finden lasse. In der Erhebung zum besten öffentlichen Personennahverkehr rangieren nahezu alle deutschen Städte im Vorderfeld: Nach Helsinki, Wien und Rennes folgen Hamburg, München, Leipzig, Dortmund, Frankfurt an der Oder und Berlin.

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