Freitag, 13. Juli 2007

Schiedsrichter für den Profifußball

Ginge es nach dem Willen des slowakischen EU-Kommissars Jan Figel, dann würde in den kommerziellen Sport bald mehr Gerechtigkeit einziehen. Figel stellte am Mittwoch das »Weißbuch Sport« vor, das die Vorstufe zu einem Gesetz darstellen soll. Allerdings obliegt der Sportbereich der Zuständigkeit der einzelnen Nationalstaaten.

EU-Kommissar Figel (Foto: AFP) hat sich insbesondere auf den Profifußball eingeschossen. Nach dem Willen der EU-Kommission sollen bald die finanzschwächeren Klubs gegenüber den superreichen Vereinen bessergestellt werden. Eine Regelung, von der selbst deutsche Erstligisten profitieren könnten. Die alles andere als armen Münchener Bayern beklagen etwa die ungerechte Verteilung der Fernsehgelder. In Italien und Spanien kassieren die Klubs horrende Einnahmen aus den Fernsehrechten, die sie für Spielerkäufe und gewaltige Gehaltszahlungen einsetzen. In Deutschland werden die Gelder zentral vermarktet und unter den Vereinen aufgeteilt.

Figel hält es für wünschenswert, dass das deutsche Beispiel europaweit Schule macht. »Die Kommission hält es für wichtig, die Einnahmen zwischen den Vereinen fair aufzuteilen«, heißt es in dem Weißbuch. Diese Willensbekundung begrüßte inzwischen auch der neue UEFA-Präsident Michael Platini, der sich zugleich gegen eine pauschale Verurteilung des Sports wandte: »Ich werde mich mit der Fifa abstimmen und dann versuchen, einen Termin bei unserem Präsidenten Nicolas Sarkozy zu erhalten, um ihm noch einmal eindringlich klar zu machen, dass unser Sport nicht nur Kommerz ist«, beklagte sich Platini und schoss damit gegen einige Aussagen des EU-Kommissars.

Mit der Rolle des Profifußballs in Europa hatte sich bereits ein Bericht des belgischen Europaabgeordneten Ivo Belet vor einigen Wochen beschäftigt. Er hatte die Einrichtung einer unabhängigen Behörde gefordert, welche die finanziellen Aktivitäten von Profiklubs überwachen und damit zur Verhinderung von »Betrugsdelikten und undurchsichtigen Investitionen« im Fußballgeschäft beitragen solle. Denn immerhin werden jährlich bis zu vier Prozent des Bruttoinlandsprodukts der EU durch Sport erwirtschaftet, begründete er in seinem Bericht. Viele kriminelle Handlungen – wie Spielmanipulationen und Korruption – seien das Ergebnis der Spirale von Ausgaben, extremen Gehältern und der daraus folgenden Finanzkrise vieler Vereine.

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