Trockenlegung des Weinsees
Mit einer großen Demonstration machten am Montag Winzer in Brüssel anlässlich eines Treffens der EU-Agrarminister ihrem Ärger über die geplante Weinreform Luft. Inzwischen kündigten Frankreich und Deutschland an, gegen die Pläne der EU-Kommission stimmen zu wollen.
Mit einem umstrittenen Reformpaket will die EU-Kommission die Überproduktion von billigen Tafelweinen – vornehmlich aus Südeuropa – ausbremsen. Von den etwa 1,3 Milliarden Euro, die Brüssel in den Weinsektor steckt, wird gegenwärtig rund die Hälfte für die Destillierung der Überschüsse oder die Vergärung zu Essig aufgewendet. Zudem beunruhigt die EU-Kommission die Tatsache, dass die Europäer gegenüber der Konkurrenz aus Übersee immer häufiger das Nachsehen haben. Mit einer Steigerung der Qualität will man konkurrenzfähiger werden.
Im Einzelnen will Agrarkommissarin Mariann Fischer Boel jene Winzer stärker entschädigen, die den Rebbau aufgeben. Ab 2013 sollen dann alle Flächen für den Weinbau freigegeben werden. Boel erhofft sich davon, dass besonders leistungsstarke Winzer ihre Produktion ausweiten könnten, hingegen die Hersteller von minderwertigen Produkten vom Markt verschwinden. Dafür sollen die bislang gezahlten Beihilfen zur Beseitigung von überschüssigem Wein gestrichen werden.
Weitreichende Folgen hätten die Pläne der Kommissarin auch aus einem anderen Grund für die deutschen Winzer: Künftig soll im Gärungsprozess kein Zucker mehr verwendet werden dürfen, was Winzer im Norden der EU zur Steigerung des Alkoholgehalts nutzen. Die Betroffenen werfen Fischer Boel vor, zu wenig Rücksicht auf die unterschiedlichen klimatischen Bedingungen in Europa zu nehmen und darüber hinaus die Qualitätsmerkmale des Weins durch Lockerung der Etikettierungsvorschriften zu verwischen.
Der deutsche Landwirtschaftsminister Horst Seehofer (CSU) wiederholte unterdessen, dass er auf keinen Fall Vorschlägen zustimmen werde, »die die Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Weinbaus beeinträchtigen«. Sein französischer Kollege Michel Barnier sprach sogar von »substanziellen Meinungsunterschieden« einiger Mitgliedstaaten mit der Kommission. Er forderte Fischer Boel auf, »die Interessen des französischen und europäischen Weinsektors wahrzunehmen«. Kritik kommt auch von Winzerverbänden aus Italien und Spanien.
Der Deutsche Weinbauverband (DWV) fordert eine Orientierungsdebatte, um die Linien des Reformvorschlags zu erörtern, bevor sich die Experten mit den technischen Details befassen. Der Verband unterstützt die Initiative der Versammlung der Weinbauregionen Europas (AREV), bei einem Treffen mit mehreren Fachministern europäischer Mitgliedstaaten eine frühzeitige Überarbeitung einzufordern. Für den Fall, dass der EU-Ministerrat sich gegen diesen Vorschlag stemmt, kündigte der DWV »weitere Aktionen« an.
Zahlen & Fakten
Mit einem umstrittenen Reformpaket will die EU-Kommission die Überproduktion von billigen Tafelweinen – vornehmlich aus Südeuropa – ausbremsen. Von den etwa 1,3 Milliarden Euro, die Brüssel in den Weinsektor steckt, wird gegenwärtig rund die Hälfte für die Destillierung der Überschüsse oder die Vergärung zu Essig aufgewendet. Zudem beunruhigt die EU-Kommission die Tatsache, dass die Europäer gegenüber der Konkurrenz aus Übersee immer häufiger das Nachsehen haben. Mit einer Steigerung der Qualität will man konkurrenzfähiger werden.
Im Einzelnen will Agrarkommissarin Mariann Fischer Boel jene Winzer stärker entschädigen, die den Rebbau aufgeben. Ab 2013 sollen dann alle Flächen für den Weinbau freigegeben werden. Boel erhofft sich davon, dass besonders leistungsstarke Winzer ihre Produktion ausweiten könnten, hingegen die Hersteller von minderwertigen Produkten vom Markt verschwinden. Dafür sollen die bislang gezahlten Beihilfen zur Beseitigung von überschüssigem Wein gestrichen werden.
Weitreichende Folgen hätten die Pläne der Kommissarin auch aus einem anderen Grund für die deutschen Winzer: Künftig soll im Gärungsprozess kein Zucker mehr verwendet werden dürfen, was Winzer im Norden der EU zur Steigerung des Alkoholgehalts nutzen. Die Betroffenen werfen Fischer Boel vor, zu wenig Rücksicht auf die unterschiedlichen klimatischen Bedingungen in Europa zu nehmen und darüber hinaus die Qualitätsmerkmale des Weins durch Lockerung der Etikettierungsvorschriften zu verwischen.
Der deutsche Landwirtschaftsminister Horst Seehofer (CSU) wiederholte unterdessen, dass er auf keinen Fall Vorschlägen zustimmen werde, »die die Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Weinbaus beeinträchtigen«. Sein französischer Kollege Michel Barnier sprach sogar von »substanziellen Meinungsunterschieden« einiger Mitgliedstaaten mit der Kommission. Er forderte Fischer Boel auf, »die Interessen des französischen und europäischen Weinsektors wahrzunehmen«. Kritik kommt auch von Winzerverbänden aus Italien und Spanien.
Der Deutsche Weinbauverband (DWV) fordert eine Orientierungsdebatte, um die Linien des Reformvorschlags zu erörtern, bevor sich die Experten mit den technischen Details befassen. Der Verband unterstützt die Initiative der Versammlung der Weinbauregionen Europas (AREV), bei einem Treffen mit mehreren Fachministern europäischer Mitgliedstaaten eine frühzeitige Überarbeitung einzufordern. Für den Fall, dass der EU-Ministerrat sich gegen diesen Vorschlag stemmt, kündigte der DWV »weitere Aktionen« an.
Zahlen & Fakten
Die EU ist der weltgrößte Produzent und Exporteur von Wein. Gut 1,5 Millionen Betriebe bewirtschaften 3,4 Millionen Hek- tar oder zwei Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche. Frankreich, Italien und Spanien sind die weltgrößten Erzeugerländer. Deutschland belegt Rang vier in der EU. Gleichzeitig konsumieren die Europäer 60 Prozent des globalen Angebots. Allerdings geht der Verbrauch zurück, während die Importe in die EU stark zunehmen und bald die Ausfuhren übersteigen könnten. Die Kosten für das derzeitige EU-Weinmarktsystem beliefen sich im vergangenen Jahr auf knapp 1,3 Milliarden Euro.
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